Reisen in Zeiten von Corona

Dala Dala in Tansania

Dieses Jahr begann mit einer ganzen Reihe spannender Aufträge, dazu gehört eine Filmreihe zum Thema Klimawandel und ländliche Entwicklung.

Dann kam Corona.

Jetzt, Ende September, konnten wir endlich die erste Filmreise in diesem verrückten Jahr machen. Wir sind nach Daressalam in Tansania geflogen, um dort Mama Matai zu porträtieren. Sie hat im Ministerium für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit gearbeitet und im Auftrag der Afrikanischen Union das Paris-Abkommen zum Klimaschutz mit verhandelt.

Dreh im Büro von Mama Matai in Daressalam .

Von ihr wollten wir erfahren, was die afrikanische Perspektive auf das Thema Klimawandel ist – und welche Auswirkungen es auf die Landwirtschaft hat und vor allem auf die Menschen, die von ihr leben. Dafür haben wir sie zwei Tage lang begleitet und mit ihr in ihrem Büro und in ihrem Heimatort in der Nähe von Daressalam gedreht.

Dreh mit Mama Matai auf dem Land

Corona-Leugner

Und wie ist es, in ein Land zu reisen, in dem Corona vollkommen geleugnet wird?

Befremdlich, sehr befremdlich.

President Magufuli, der sich im Oktober zur Wiederwahl stellt, hat im April sehr öffentlichkeitswirksam die Proben einer Ziege und einer Papaya an ein staatliches Testlabor verschicken lassen, um anschließend zu vermelden, dass beide Tests positiv ausgefallen seien.

Taxi mit Wahlwerbung für Magufuli

Daraufhin hat er beschlossen, dass dem Virus nur mit Beten beizukommen sei. Gesagt, getan. Jetzt ist Corona vorbei. Wegen des Betens. Halleluja. Seitdem gibt es in Tansania auch keine offiziellen Zahlen mehr, und wir wissen ja: Wo nicht gezählt (oder nicht getestet) wird, gibt es auch keine Infektionen.

Nein, so eine Geschichte kann man sich nicht ausdenken. Aber viele Menschen glauben ihm. Wenn man mit Taxifahrern, Kellnern oder Interviewpartnerinnen spricht, hört man: Corona? Ist bei uns kein Problem, hast du hier einen einzigen Kranken gesehen? Alles eine große Verschwörung gegen die armen Länder.

Worüber die Menschen nicht sprechen

Allerdings waren im Mai laut Berichten der US-Botschaft die Krankenhäuser in Dar überfüllt mit Corona-Patienten. Im ganzen Land gab es nächtliche Begräbnisse, bei denen Corona-Tote klammheimlich unter die Erde gebracht wurden.

Natürlich ist das alles eine Frage der Relation, denn Malaria, HIV, Unfälle im Straßenverkehr und Hunger sind für viele Menschen eine größere Bedrohung. Dazu kommt: Das Durchschnittsalter in Tansania liegt bei 17,5 Jahren – in Deutschland bei 42,5.

Dementsprechend benutzt niemand eine Maske, Social Distancing gibt es nicht. In den voll besetzten Dala Dalas drängeln sich die Menschen. Bars und Clubs sind geöffnet, in den Kirchen wird munter gesungen und gebetet. Hilft ja, sagen die Menschen.

Business as usual am Busbahnhof

Das ist alles sehr befremdlich, wenn man sich in den letzten Monaten in Deutschland angewöhnt hat, um Menschenansammlungen einen großen Bogen zu machen, Maske zu tragen und lieber bei strömendem Regen Fahrrad zu fahren, als die U-Bahn zu benutzen.

Rückkehr ins Risikogebiet

Pünktlich zu unserer Rückkehr ist ganz Berlin zum Risikogebiet erklärt worden – wie Tansania. Am Flughafen Tegel langweilen sich Bundeswehrsoldaten in der Corona-Teststation und hören Punk-Musik. Am Montagmorgen ist hier garnichts los, während sich bei den Arztpraxen in Neukölln die Warteschlagen einmal um den Block winden.

Nach dem Test geht es jedenfalls erst einmal in Quarantäne.

Irgendwie war Beachoffice doch besser als Homeoffice.

Beachoffice ist eine akzeptable Alternative