Vom wilden Affen gebissen

Bei unserem Nice View Reporter Projekt in Msambweni geht es darum, den Jugendlichen Medienkompetenz zu vermitteln. Und die Kompetenz im Umgang mit Medien erlangt am besten, wenn man selber welche erstellt.

Mit Eugene, dem Direktor der Nice View Academy, hatten wir schon frühzeitig die Idee besprochen, dieses Jahr auch etwas mit Film machen. Neben dem Podcast-Team und dem Foto-Reportage-Team haben wir deshalb auch ein Team zusammengestellt, um mit den Schülerinnen eine kurze Dokumentation zu drehen.

Wir haben uns gesagt: wenn wir es schaffen in fünf Tagen zu vermitteln, dass Film nicht bedeutet, mit einer Kamera zufällige Bilder aufzunehmen, wenn den Jugendlichen klar wird, dass jeder Schnitt, jede Einstellung geplant ist und eine Absicht verfolgt – dann haben wir viel erreicht.

Denn dann wird auch klarer für sie: Film ist kein objektives Abbild der Realität, keine Wahrheit, sondern eine Konstruktion – selbst bei einer Dokumentation. Und das ist ein wichtiger Aspekt der Medienkompetenz.

Das Thema für unseren Film war schnell gefunden, denn wir als Werber wissen: Tiere – das funktioniert immer. Hier an der Küste von Kenia gibt es vier verschiedene Arten von Affen – unter anderem auch die seltenen Colobus Stummelaffen.

Wir haben dann Kontakt zum Colobus Conservation Center, einer NGO in Diani Beach aufgenommen, die sich um den Schutz und die Rettung der Tiere kümmert. Die NGO arbeitet selber viel mit Schulklassen und war angetan von unserer Idee und hat uns sehr unterstützt.

Am ersten Tag, dem Montag, haben wir den Kids bei Nice View eine Einführung in Film-Theorie und die Technik gegeben. Alle bekamen eine feste Rolle zugeteilt: Ton, Licht, Regie, Kamera, Redaktion, Produktionsleitung – und zur Übung haben sie Interviews mit Schüler*innen und Lehrer*innen gemacht.

Am nächsten Tag folgte unser erster Besuch bei Colobus, um dort zu recherchieren und die Dreharbeiten vorzubereiten. Wir haben das ganze Team, vier Leute von FLMH, acht Kids und zwei Lehrer in ein Matatu gequetscht, um die 20 Kilometer nach Diani Beach zu fahren.

Dort haben wir von der fantastischen Maria eine wirklich tolle Führung bekommen. Neben dem Lernzentrum und dem Naturlehrpfad konnten wir auch die Pflegestation und das Krankenhaus besuchen. Die Kids waren beeindruckt, die Mzungus noch mehr.

Maria hat sich auch bereit erklärt, die Rolle der Hauptdarstellerin im Film zu übernehmen. Da konnte eigentlich schon nichts mehr schief gehen.

Zurück bei Nice View haben wir mit den Kids die Storyline und die Interviewfragen entwickelt und festgelegt, welche Bilder wir benötigen, um eine Geschichte zu erzählen.

So waren wir bestens vorbereitet für den Dreh am nächsten Tag. Am Anfang waren alle noch sehr gespannt und aufgeregt. Das Regie und Produktionsteam hat das Briefing mit unserer Hauptdarstellerin gemacht, während die anderen das Set aufgebaut haben.

Nach drei Stunden waren die Szenen im Kasten und alle sehr zufrieden – und sehr hungrig – trotz der leichten Übelkeit, die sich nach einer Obduktion eingestellt hatte, der wir beiwohnen konnten. Die haben wir dann im allgemeinen Interesse auch lieber aus dem Film herausgelassen. 

An den beiden nächsten Tagen ging es dann um Schnitt und Postproduktion. Wir waren absolut baff, wie viel die Kids noch aus der Einführung vom Montag behalten hatten. Das wurde ganz selbstverständliche von Totale und Amerikanisch, von Achsensprung und Goldenem Schnitt parliert.

Zum Schluss hatte Maria (unsere Maria von FLMH) noch diese großartige Idee für den Abspann und die Credits – deshalb unbedingt bis ganz zum Ende schauen:

Das Resüme: sehr anstregend – und ebenso gut.

Auf das Ergebnis können alle sehr stolz sein. Wir persönlich sind es auf jeden Fall, denn unser Ziel haben wir erreicht. Die Kids werden in Zukunft mit anderen Augen Filme anschauen – mit kritischen Augen.

Eine weitere Erkenntnis hat sich nach fünf Tagen auf Seiten unseres FLMH-Teams gefestigt: Der Beruf der Lehrerin ist auch für das nächste Leben keine ernstzunehmende Option. Viel zu anstrengend.

Ganz zum Schluss: Auch wenn die Überschrift etwas anderes nahelegt – no Nice View Reporters were harmed.