Montag, 8.30 Uhr kenianische Zeit. Unsere Kolleg*innen in Berlin und Bremen schlafen bestimmt noch, wir sind ihnen ja zwei Stunden voraus. Vor dem Tor von Mbuyu Beach stehen fünf Boda-Bodas und ihre Fahrer in gelben Warnwesten. Sie werden uns nun – das Team aus sieben Erwachsenen und einem Kind – nach Nice View bringen.
John, der dem Lehrerkollegium vorsteht, begrüßt uns herzlich. Um ehrlich zu sein, bringt er uns fast zum Weinen, weil er uns so herzlich und so, hm, ja dankbar empfängt, dass es uns wirklich sehr rührt. Wir lernen die Lehrer kennen, die die drei Schüler*innengruppen begleiten werden, füllen mit ihnen schon mal die Jugendpresseausweise aus, sortieren die Nice-View-Reporter-T-Shirts … und dann, ja dann treffen wir die Schüler*innen.
Unter einem Mangobaum. Das haben wir uns so ausgesucht. In einer langen Reihe schreiten die Schüler*innen auf uns zu (und hinter Bernhard her, der strahlend voranschreitet). Sie sind noch superschüchtern, aber es wird nicht lange dauern, und Felix hat sie mit seiner bislang unerkannten Begabung als Animateur aus der Reserve gelockt.
Ausgestattet mit ihren Credentials – T-Shirt und Jugendpresseausweis – beginnt die graue Theorie und unser erster großer Einsatz. „Wie erzählt man denn Geschichten und was könnten interessante Fragestellungen sein“, wollen Melanie und Ralf von den Schüler*innen wissen, bevor Maria und Benny ihnen eine Schnelleinführung in Fotografie und Bildkomposition geben. Hier erleben wir übrigens unsere erste Überraschung: Msambweni liegt im Regierungsbezirk Kwale, und von den 47 Regierungsbezirken ist Kwale einer der ärmsten in Kenia. Unsere Schüler*innen aber schauen zuversichtlich in ihre Zukunft – und wollen Juristen werden, Pilotin, Ingenieur oder Ärztinnen. Toll.
Nach dem Mittagessen geben wir die Technik aus und schicken die einzelnen Gruppen für ihre ersten Geschichten schon mal los auf das Gelände. Ausgestattet mit der Technik – den Mobiltelefonen und den Tabletts, die wir in Berlin als Spenden erhalten haben – probieren die Schüler*innen schon mal, wie sie sich als Fotoreporter*innen und Interviewer*innen so machen.
Und sie machen sich gut! Die Küchen-Gruppe, die sich mit dem Thema „Essen“ beschäftigt, hat am frühen Nachmittag ihre erste Geschichte schon in Grundzügen im Blog angelegt. Die Gruppe mit den jüngeren Kindern, die sich um das Thema „Berufe“ kümmert, hat ihren Lehrer Abdalla interviewt, viele Fotos gemacht und schon die gesamte Porträtreihe aufgenommen, zugeschnitten und hochgeladen. Und auch die Farm-Gruppe, die am Thema „Wirtschaft und Handel vor Ort“ arbeitet, ist mit der ersten Geschichte für den Blog fast durch. Damit entlassen wir sie dann vom Reportersein des ersten Tages.