Die Maut

Auch andernorts ein brisantes Thema

Nach einer ereignisreichen Woche heißt es schon wieder: Auf Wiedersehen, Kosovo! Wir machen uns auf zum nächsten größeren Ziel unserer Reise, nach Albanien. Auf unserer Fahrt passieren wir eine Mautstation. 5 Euro müssen wir bezahlen, damit wir auf die neu gebaute Autobahn nach Tirana fahren dürfen. Das kommt uns zunächst ganz schön teuer vor, ist aber tatsächlich der reguläre Preis. Und dafür landen wir dann auch rasend schnell in der Hauptstadt.

Am nächsten Tag: Unser erster Termin führt uns nach Kukes, eine Kleinstadt im Norden des Landes, unweit der Grenze zum Kosovo. Auf unserem Weg dorthin müssen wir wieder an der Mautstation vorbei und klauben schon vorher die 5 Euro zusammen – doch diesmal Fehlanzeige! Die Mautstation ist verlassen, und alle vier Kabinen sind niedergebrannt. Wir wundern uns schon ein wenig, in Kukes werden wir dann aber so eingespannt, dass wir das Ganze erstmal vergessen.

Erst am Abend, als wir den Tag noch in einer Bar in Tirana ausklingen lassen, holt uns die Geschichte wieder ein. Alle Gäste in der Bar hängen vor den Fernsehbildschirmen oder vor ihren Smartphones und schauen sich die gleichen Nachrichtenbilder an: Menschen stürmen am helllichten Tage die Mautstation und reißen und brennen alles nieder.

Unser Dolmetscher klärt uns auf, was es mit dieser Randale auf sich hat: Einwohner*innen aus Kukes haben die Station aus Wut über die hohen Mautgebühren zerstört. Dafür muss man wissen, dass schon der Bau der Autobahn viele Proteste ausgelöst hatte. Obwohl Expert*innen vor den hohen Kosten für den Staatshaushalt gewarnt hatten, setzte die Regierung das Vorhaben um und hat dafür bis heute etwa 1,2 Milliarden Euro ausgegeben. Nur: die Autobahn ist immer noch nicht fertig, und an vielen Stellen ist sie schon wieder so marode, dass die Instandhaltungskosten explodieren.

Als man durch Einführung der Maut einen Teil dieser Kosten deckeln wollte, fühlten sich die Menschen im Land betrogen: Nachdem aus ihrer Sicht schon Steuergelder für den Bau verschleudert worden waren, sollten sie jetzt ein zweites Mal zur Kasse gebeten werden, um ein miserabel geplantes Regierungsprojekt zu retten. 5 Euro Mautgebühr sind in Kukes viel Geld. Zwar ist man jetzt viel besser an Tirana angeschlossen, aber die Wenigsten können es sich leisten, diese Strecke regelmäßig zu fahren.

Die Situation beeinflusst inzwischen auch unsere Arbeit. Als Nächstes sollten wir eigentlich nach Librazhd fahren, aber aus Sicherheitsgründen wurde der Termin abgesagt. Wegen einer weiteren Protestaktion gegen die Maut ist die Autobahn gesperrt.